Landbeschäler VALERIUS 30 Jahre

Mit dem aktuellen Bundeschampion Valenzio von VALERIUS – Ellrado (Züchter Gerd Pohlers, Reinholdshain) machte der weithin bekannte Moritzburger Landbeschäler noch einmal nachdrücklich auf seine Qualitäten als Fahrpferdevererber aufmerksam.

Als Schenkung erhielt das Landgestüt im Jahre 2011 von dem bekannten Hengstaufzüchter Herrn Heinrich Ramsbock aus Menslage ein Ölgemälde des VALERIUS. Das Bild im Stile der alten englischen Meister zeigt sehr gut die Persönlichkeit des Hengstes und ist ein Werk des bekannten Pferdemalers Manfred Busemann.
VALERIUS im Traberwagen zur Hengstparade 1990, gefahren von Johannes Schade
Töchter des VALERIUS - v.l.n.r.: Gescha, Gitte und Gesine zur Landesstutenschau 2004 in Graditz
gekörter Sohn Veritas v. VALERIUS an den Leinen von SM Dirk Hofmann
VALERIUS zur Verabschiedung aus dem aktiven Zuchtgeschehen 2011 Foto: Peter Tendler

VALERIUS ist der einzige Hengst von dem behauptet werden kann, er sei ein „echter“ Moritzburger. Diese Bezeichnung „Moritzburger“ wird von Interessenten für Pferde der Rasse Schweres Warmblut auf Sächsisch-Thüringer Grundlage (so die korrekte Rassebezeichnung im Zuchtziel) mit Wertschätzung vereinfachend gebraucht. VALERIUS wurde am 17. April 1986 auf dem Bauernhof bei Rainer Hermann in Moritzburg geboren. Sein Vater war der rahmige, gut linierte VAGAND von Vasall aus der bewährten Feldweg-Tochter Uta von Thüsdorf. (Aus dieser bewährten Stutenfamilie kamen aus Vagands Halbschwester Erika von Eros die Hauptvererber Varus v. Vasall, Centimo v. Canton und die Lockvogel-Söhne Lord I und Lord II). Die Mutter des VALERIUS ist die im Hauptstutbuch eingetragene, 163 cm messende Friederike von Mikado aus der Friedel v. Friedolf – Heidi v. Grenzwart – Walburg v. Legator – Ostfriesenstute. Friederike verkörperte den Typ des modernen Fahrpferdes, führt sie über ihren Großvater Mio xx 25 % Englisches Vollblut im Pedigree. Daher ist auch die noble Erscheinung des VALERIUS sowohl über die väterliche Seite mit dem Vollblüter Velten xx in vierter Generation und mit Mio xx auf der mütterlichen Seite in dritter Generation zu erklären. Bei genauer Berechnung addieren sich 18,75 % Genanteile des Englischen Vollblutes. In der Typprägung seiner Nachkommen ist das deutlich zu erkennen.

Zur Fohlenschau 1986 in Moritzburg gefiel VALERIUS als besonders typvolles und bewegungsstarkes Fohlen und so wurde bei der Beurteilung hinter die Bewertung durch Zuchtleiter Heinz Hofmann ein großes „A“ für Hengstanwärter eingetragen. Die zentrale Hengstaufzucht erfolgte zur damaligen Zeit im VE Gestüt Zöthen (bei Camburg in Thüringen) und Dr. Fritz Wrankmoore als Direktor dieses Warmblutgestütes kaufte das Fohlen an. Ein Vollbruder des VALERIUS, der als dunkelbraunes Fohlen ein Jahr später geboren wurde, ging leider noch als Absatzfohlen ein.

Im Jahr 1988 fand die Körung für Hengste des Schweren Warmblutes am 10. November auf dem Gelände der Rennbahn in Leipzig Scheibenholz unter freiem Himmel statt. VALERIUS wurde Ib gekört und wechselte für 19.000 Mark der DDR in den Besitz der VE Pferdezuchtdirektion Süd nach Moritzburg – seinen Geburtsort. Am 25. Oktober 1990 legte er als bester seines Jahrgangs in der Leistungslasse I seine Hengstleistungsprüfung mit 93,63 Punkten ab. Im Zuchteinsatz stand er in den folgenden Jahren von 1989 bis 1993 in Wernsdorf (bei Penig), von 1994-1997 in Ortmannsdorf, von 1998-2000 in Nossen, 2001 in Niederseidewitz, von 2002-2006 in Mihla, von 2007-2008 in Münchengosserstädt und 2009 bei Gerd Pohlers in Reinholdshain. Daraus wurde nur eine Stute tragend, die Ellrado-Tochter Genia P (Mutter des Valenzio). Bei stark nachlassender Fruchtbarkeit wurde VALERIUS im Jahre 2010 noch einmal zu Armin Löwe nach Niederseidewitz auf die Station gegeben, aber leider ohne Erfolg.
VALERIUS kann mit 98 eingetragene Zuchtstuten, von denen 30 die Staatsprämie erhielten, auf eine beachtliche Zuchtleistung verweisen. Im Jahr 2015 waren 36 seiner Töchter als zuchtaktiv gemeldet. Mit Valenzio, Valerian, Veltin, Veneziano, Veritas, Vestus und Vincent hat er zudem sieben gekörte Söhne hervorgebracht. Aus diesen Hengsten gingen wiederum 47 eingetragene Zuchtstuten und vier gekörte Söhne hervor, von denen allein drei von Veritas abstammend sind. Insgesamt kann VALERIUS auf 245 Fohlen zurückblicken, davon 135 Stutfohlen und 110 Hengstfohlen.  

Als Hengstmütter besondere Bedeutung erlangten die beiden bei Gerd Pohlers in Reinholdshain gezogenen VALERIUS-Töchter Gesine und Gesha. Gesine, die mit ihrer Schwester Gesha bereits zweieinhalbjährig als Vorderpferde in einem Viererzug vorgestellt wurde, hat sich in der Zucht einen besonderen Namen dadurch gemacht, dass sie die beiden Hauptvererber Elbling v. Elton und Ellington v. Egner hervorbrachte. Elbling ist alsVater von Elixier und Elbcapitän (mit Söhnen Elitär und Elbgraf) der wichtigste Repräsentant der Eros-Linie. Aus der Gesha wurde 1998 der Egner-Sohn Euro-Star gezogen, der sich als Vererber auch im Ausland einen Namen gemacht hat. Aus der Gesine kam die Egner-Tochter Gitta, aus deren Anpaarung mit Ellrado die Stute Genia P stammt, die als Mutter des Valenzio im Pedigree des aktuellen Bundeschampions steht.

VALERIUS gilt als der erfolgreichste Vererber in Deutschland, wenn es um Fahrpferde für den Turniersport geht. In den Turnierpferdelisten in Warendorf sind 102 im Sport eingetragene Nachkommen registriert, davon für den Fahrsport mehr als 75 Nachkommen, die erfolgreich in Turniersportprüfungen zum Einsatz kamen und insgesamt mehr als 100.000 € an Gewinngeldern erzielten. Das hat bis heute kein anderer Vererber in Deutschland erreicht und unterstreicht die Ausnahmestellung dieses Hengstes. Allein im vorigen Jahr waren immer noch 23 seiner Nachkommen erfolgreich im Sport unterwegs, sechs davon sogar bis zur Klasse S, und erzielten eine Gewinnsumme von über 6.000 €.

Erste Siegerin des seit 2002 etablierten Bundeschampionats des Schweren Warmblutes wurde an den Leinen von Gerd Pohlers die VALERIUS-Tochter Bruna (aus der Bella v. Elton) aus der Zucht von Johannes Robel. Ihr Halbbruder Veit von Veritas wurde 2006 gekört und war zum Bundeschampionat 2007 ebenfalls hoch platziert. Aus derselben Stutenfamilie geht außerdem der Landbeschäler Capitano von Celsius, der bei Werner Rabe in Deuna gezüchtet wurde, hervor. Ebenfalls aus der Zucht von Werner Rabe stammend ist Elvis von Elixier aus der VALERIUS-Tochter Eiche, der 2012 an den Leinen von Marlen Fallak Bundeschampion wurde.
Die derzeit wohl erfolgreichsten und bekanntesten Nachkommen des VALERIUS sind  Weinmayr, und Tessa FST. Die Stute gewann mit ihrer Besitzerin und ständigen Fahrerin Marlen Fallak nicht nur das Bundeschampionat 2009 und die Team-Gold- und Einzel-Bronzemedaille der WM 2014, sondern sie ist auch amtierende Deutsche Meisterin der Einspänner 2015. Der aktuelle Sieg im Bundeschampionat der Schweren Warmblutfahrpferde durch Valenzio an den Leinen von Sattelmeister Dirk Hofmann vervollständigt in eindrucksvoller Weise die züchterische Bilanz des VALERIUS.
Zur Revision des Hengstbestandes Ende September 2010 musste VALERIUS leider aufgrund der nicht mehr vorhandenen Fruchtbarkeit aus dem aktiven Landbeschälerbestand ausscheiden. Er wechselte im Frühjahr 2011 in eine Pensionärsbox im Hauptgestüt Graditz, wo er seinen Lebensabend verbringen kann. So wird er am 17. April 2016 30 Jahre alt und wirkt nach wie vor fit - seinem Alter entsprechend. Es ist zu hoffen, dass dies noch eine Zeit so bleibt. In Graditz trägt zu seinem Wohlbefinden besonders die tägliche individuelle Betreuung und Pflege sowie die ausgiebige Bewegung bei.