Dr. Herta Steiner wird 95 Jahre

Dr. Herta Steiner, Direktorin 1962 bis 1985

Am heutigen Tag (20. August) begeht die ehemalige Direktorin der Pferdezuchtdirektion Süd-Hengstdepot Moritzburg ihren 95.Geburtstag. Das ist Anlass ihr über viele Jahre erfolgreiches Wirken kurz zu würdigen.

Im Jahre 1925 wurde sie als Tochter eines Ingenieurs in Ober-Mohren im Sudetenland (heute Tschechien) geboren. In Trautenau (Sudeten) hatte sie 1942 das Abitur abgelegt und anschließend eine Landwirtschaftslehre in Taubnitz (Mähren) erfolgreich beendet. Nach Ende des 2.Weltkrieges wurde sie im Jahre 1946 aus ihrer Heimat vertrieben und kam zunächst in ein Lager in der Nähe von Nesow (Mecklenburg). Durch glückliche Umstände konnte sie bis 1947 in der Fachschule für Landwirtschaft in Mischütz (Sachsen) die Oberstufe besuchen. Daran schloss sich ein Studium der Landwirtschaft an der Universität in Leipzig an, welches sie mit dem Examen als Diplomlandwirt abschloss. Von 1950 bis 1952 arbeitete sie als Assistentin im Tierzuchthauptgut für Warmblutpferde in Großvoigtshagen in Mecklenburg. Im Jahre 1953 wurde sie zum Betriebsleiter im VE Gut Redefin berufen, ab 1.10.1955 zur Direktorin des staatlichen Hengstdepots Redefin. Damit war sie die erste Frau in Deutschland, die mit der Leitung eines Hengstdepots (Landgestütes) betraut wurde.

Durch staatliche Entscheidungen bedingt, über die Frau Dr. Steiner nie gerne gesprochen hat, musste sie 1958 Redefin verlassen und wurde anschließend bis 1959 Betriebsassistentin im Hengstdepot Moritzburg - damals unter Leitung von Dr. Hans Joachim Schwark. Im März 1953 promovierte sie an der Universität Rostock. Das Thema ihrer Dissertation lautete: "Die Entwicklung der Mecklenburger Warmblutpferdezucht unter dem Einfluss der Rassenpaarung mit Vollblut“. Von 1959 bis 1961 leitete sie als Nebenbetriebsleiterin des Hengstdepots Halle Kreuz das neugegründete Thüringer Hengstdepot in Stotternheim. Noch 1961 wurde sie stellvertretende Direktorin des Hengstdepots Moritzburg und 1962 als Direktorin der Moritzburger Einrichtung berufen. Dieser Berufung schloss sich 1962 die Prüfung zum staatlich geprüften Tierzuchtleiter an.

Mit Gründung der Zentralstelle für Pferdezucht beim Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR leitete Frau Dr. Steiner ab 1968 als Direktorin die Pferdezuchtdirektion Süd mit dem Hengstdepot Moritzburg und den Zuchtleitungen in Dresden und Weimar. Bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Dienst im Oktober 1985 gelang es ihr, die sächsisch-thüringische Pferdezucht im Rahmen des Umzüchtungsprozesses vom Arbeits- zum Sport- und Freizeitpferd nachhaltig zu beeinflussen. Dabei musste der Moritzburger Hengstbestand in relativ kurzer Zeit eine zweimalige Umstellung erfahren. Zunächst in der ersten Stufe Reduzierung der Schweren Warmblüter; Einsatz von Englischen Vollblütern und Hengsten Trakehner Abstammung und in der zweiten Stufe Umstellung des Hengstbestandes zu Edlen Warmblütern auf Hannoveraner Grundlage gezogen. Dass es ihr dabei gelang, im Verbund mit den Zuchtleitern und den passionierten Züchtern die Schwere Warmblutzucht als Unikat zu erhalten, ist eines ihrer besonderen Verdienste. Auch hielten die Haflingerhengste in Moritzburg dauerhaft Einzug und ein im Umfang angepasster Kaltbluthengstbestand auf rheinisch-deutscher Grundlage gezogen konnte ebenfalls erhalten bleiben.

Für ihre besonderen Leistungen erhielt sie im Jahre 1999 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland und im Oktober 2001 den Verdienstorden des Freistaates Sachsen. Der Deutsche Reiter-und Fahrerverband ehrte sie mit dem Bronzenen Wagenrad. Von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wurde sie für ihre Verdienste um die Deutsche Pferdezucht mit der Gustav Rau Medaille ausgezeichnet. Frau Dr. Steiner verfolgt nach wie vor sehr aufmerksam das Zuchtgeschehen und ist über viele Details in der Pferdezucht und darüber hinaus sehr gut informiert.

Wir wünschen der Jubilarin weiterhin alles Gute
Dr. Matthias Görbert